Ende dieses Jahres läuft die Zulassung für Glyphosat in der Europäischen Union aus, Deutschland ist aktuell turnusmäßig für die Neubewertung zuständig. Grund für die nun anstehende Debatte sind mehrere Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die darauf hinweisen, dass Glyphosat krebserregend sein soll.
6.700 Ärzte haben sich bereits offiziell gegen die Neuzulassung des bedenklichen Unkrautbekämpfungsmittels ausgesprochen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht das anders und sein Urteil wird wohl letztlich entscheidend für die abschließende Beurteilung der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sein, die die Neuzulassung genehmigen muss.
Das BfR steht in der Kritik, da es Glyphosat zu wirtschaftsfreundlich beurteilt haben soll. Das BfR hatte erklärt, dass nach derzeitiger, wissenschaftlicher Kenntnis keine gesundheitliche Gefährdung durch Glyphosat zu erwarten sei, wenn es bestimmungsgemäß und sachgemäß angewendet werde. Den Vorwurf der zu großen Wirtschaftsfreundlichkeit will BfR-Präsident Andreas Hensel nicht stehen lassen: „Es erfüllt mich mit Sorge, wenn wir verdächtigt werden, von Wirtschaft oder Politik beeinflusst zu werden.“
Seitens der WHO wird kritisiert, dass einige Studien gar nicht in die Bewertung des BfR eingeflossen sind. WHO-Experte Ivan Rusyn dazu wörtlich: „Das wäre für mich das erste Mal, dass ich ein wissenschaftliches Institut erlebe, das eine solche Praxis hat.“ Die zugrunde liegenden Daten sollen erst öffentlich werden, wenn das EFSA auf der Basis der Einschätzung des BfR seine eigene Empfehlung abgegeben hat. Kritisch muss auch gesehen werden, dass viele Erkenntnisse auf Studien der betroffenen Konzerne beruhen.
Es steht außer Frage, dass die deutsche Politik eine Neuzulassung des möglicherweise krebserregenden Stoffes verhindern muss, solange nicht ausgeräumt ist, dass er möglicherweise gefährlich für die Gesundheit von Millionen Menschen ist. Alles andere wäre fahrlässig und nicht zu akzeptieren.